Hinter Regionalliga-Neuling Türkspor Dortmund liegen turbulente Tage. Nur ein Sieg aus sieben Saisonspielen und Tabellenplatz 18 veranlasste die Führungsetage am Montag dazu, die Reißleine frühzeitig zu ziehen und Trainer Sebastian Tyrala von seinen Aufgaben als Cheftrainer zu entbinden. Wenige Monate nach dem Sensationsaufstieg ist das Kapitel schon wieder beendet.
In Spiel eins seit dem Tyrala-Aus und mit Yakup Göksu als neuer Verantwortlicher für das sportliche Geschehen folgte am Freitagabend dann eine 3:7-Klatsche gegen den SC Paderborn II - die höchste Niederlage dieser Spielzeit. Nun ist obendrein das Torverhältnis (-15) ruiniert. Die Stimmung in der Dortmunder Nordstadt ist betrübt, die sportliche Situation beim ambitionierten Klub angespannt.
Ex-Coach Tyrala machte keinen Hehl daraus, dass er seine überraschende Freistellung „nicht verstehen“ könne. RevierSport weiß aus Spielerkreisen: Die Entscheidung der Chefetage sorgte für ungläubige Blicke und Kopfschütteln, traf auch in der Mannschaft auf großes Unverständnis. Trotz des Fehlstarts hätten die meisten Akteure gerne mit Tyrala weitergearbeitet und die Krise mit ihrem Aufstiegstrainer an der Seitenlinie durchgestanden.
Muhammed Acil, seit 2020 Torwart des türkischstämmigen Vereins, zeigte sich nach der Paderborn-Pleite dankbar für die zurückliegende Zeit: „Er hat mit Türkspor Geschichte geschrieben. Das darf man nicht vergessen. Deswegen kann ich jede Enttäuschung verstehen. Wir haben ihm viel zu verdanken. Basti hat über die letzten Monate und Jahre eine gute Mannschaft geformt, mit der Yakup Göksu definitiv etwas anfangen wird.“
Der stellvertretende Kapitän pflegte ein enges Verhältnis zu Tyrala, feierte unter ihm die größten Teamerfolge seiner langjährigen Karriere. Werten wollte er die Freistellung allerdings nicht: „Am Ende des Tages bin ich nur Angestellter des Vereins. Solche Entscheidungen treffen andere Leute. Ich habe auch schon unter anderen Trainern gearbeitet, ein Wechsel auf der Position ist für mich also nichts Neues. Natürlich war der Zeitpunkt überraschend, das kam schon plötzlich. Aber auch unser neuer Trainer bekommt von uns absolute Rückendeckung.“
Fest steht: Um den Tiefsturz des Regionalligisten aufzuhalten und die Rote Laterne abzugeben, wartet auf Göksu und seinen Co-Trainer Sercan Engin ein Haufen Arbeit. Zunächst wurden viele Einzelgespräche geführt, unter anderem mit Keeper Acil. Dieser legt vollstes Vertrauen in das neue Duo und behält den Glauben:
„Sie bringen eine Menge Erfahrung mit und haben nicht umsonst schon namhafte Stationen in ihrer Vita stehen. Ich bin davon überzeugt, dass sie es hinkriegen werden, eine gut geformte Mannschaft von Tyrala nochmal zu verbessern. Wir sprechen immer von einer großen Familie. Gerade jetzt in so einer schwierigen Phase müssen wir erst recht zusammenhalten und viel lernen. Eine Regionalliga-Saison ist kein Sprint, sondern ein Marathon.“